Der Wunsch nach Leistungssteigerung ist so alt wie die Olympischen Spiele. Schon im alten Griechenland versuchte man seinem sportlichen Potenzial durch den Verzehr von Kräutern und Pilzen, Stierhoden und Rinderblut nachzuhelfen.
Viele Fans lehnen Doping ab, sehen den Sinn darin, die ehrliche Leistung zu bewerten, die der Körper vollbringen kann – ohne einen Drogencocktail. Andere wiederum fordern, Doping zu legalisieren und sich vor allem darauf zu konzentrieren, Doping so sicher und wenig gesundheitsgefährdend wie möglich zu machen. Die Erforschung leistungssteigernder Substanzen gleicht einem Wettrüsten. Angenommen Doping wäre erlaubt, was wäre alles möglich?
Anabole Steroide gehören zu den häufigsten verwendeten Dopingsubstanzen. Um bei Dopingtests nicht aufzufallen, werden immer wieder neue modifizierte Anabolika entwickelt. Sie imitieren die Wirkung von Testosteron. Indem sie eine verstärkte Proteinsynthese fördern, kurbeln sie den Aufbau von Muskelgewebe an. Steroide in Kombination mit körperlichem Training können bei Männern zu einer Kraftsteigerung von bis 38% führen, bei Frauen sind sie sogar noch wirkungsvoller.
Eine weiteres beliebtes Dopingmittel sind Insulinähnliche Wachstumsfaktoren. IGF 1 fördert das Muskelwachstum und hat eine fettabbauende Wirkung. Ob es tatsächlich einen Kraftzuwachs mit sich bringt, ist fraglich. Eine Studie zeigte eine Leistungssteigerung von 4% beim Sprinten. Bei einem Wettkampf um Millisekunden könnte das allerdings entscheidend sein.
Bei Ausdauersportarten kommt es weniger auf Kraft als vielmehr auf Durchhaltevermögen an. Hier liefert Blutdoping gute Resultate. Dabei wird die Hämoglobinkonzentration im Blut künstlich erhöht, was die Sauerstoffaufnahme und damit auch die Ausdauerleistung verbessert. Dies kann durch Bluttransfusionen erreicht werden oder durch die Einnahme von Erythropoetin (Epo). Blutdoping kann die Ausdauer um 34% erhöhen. Auch scheint es sich positiv auf die Motivation der Sportler auszuwirken.
Neuere Entwicklungen der Pharmaindustrie könnten sich auch als potenzielle Dopingmittel für Sportler erweisen. Dies sind zum Beispiel Medikamente, die gegen Muskeldystrophie und andere muskelzerstörende Krankheiten entwickelt werden. Sie hemmen die Aktivität von Myostatin, ein Protein, das das Muskelwachstum unter Kontrolle hält. Auch HIF-Stabilisatoren, die zur Behandlung von Anämie und Nierenerkrankungen eingesetzt werden, sind fürs Doping interessant, da sie die Produktion von Epo anregen und künstliches Epo überflüssig machen.
Doping mit Nahrungsergänzungsmitteln ist zwar legal, wird aber überbewertet. Einzig mit Kreatin und Rote-Beete-Saft konnte eine Leistungssteigerung nachgewiesen werden.
Leistungssteigernde Drogen haben eine Vielzahl von Nebenwirkungen. Steroide können zu Bluthochdruck führen, sich negativ auf Fruchtbarkeit und Libido auswirken und das Schlaganfallrisiko erhöhen. Außerdem werden viele dieser Medikamente dazu eingesetzt, Krankheiten zu heilen. Erfahrungswerte beschränken sich darauf, wie sie auf schwerkranke Menschen wirken. Der Körper eines Spitzenathleten reagiert aber unter Umständen ganz anders auf diese Substanzen.
Gendoping – die Leistungssteigerung durch Hinzufügen oder Ändern von Genen – wird seit einigen Jahren diskutiert. Fortschritte in der Gentherapie könnten es einem Spitzensportler eines Tages ermöglichen, seine DNA zu manipulieren. Allerdings ist Gendoping irreversibel, daher sind die gesundheitlichen Risiken derzeit nahezu unkontrollierbar.
aktualisiert am 28.11.2012