In der westlichen Welt ist Brustkrebs die häufigste Krebsart bei Frauen. Nur etwa jeder Hundertste, bei dem ein Mammakarzinom diagnostiziert wird, ist männlich. Während drei von fünf Frauen die Brustkrebserkrankung überleben, ist die Überlebensrate bei Männern geringer.
Obwohl sich die Tumore bei Männern und Frauen histologisch unterscheiden, erhalten beide Geschlechter bislang eine ähnliche Therapie. Die European Organisation for Research and Treatment of Cancer (EORTC) führt derzeit eine Studie durch, die die Ursachen für die schlechteren Behandlungsergebnisse bei Männern klären soll.
Zunächst wurden für die Studie bereits erhobene Daten von 1.822 Männern zusammengetragen, die zwischen 1990 und 2010 an Brustkrebs erkrankt waren. Die häufigste Form war das sogenannte invasive duktale Mammakarzinom. Das sind bösartige Tumore in den Milchgängen der Brustdrüse, die in das umliegende gesunde Gewebe einwachsen. Die invasiven duktalen Tumore sind auch bei Frauen die häufigste Form von Brustkrebs.
Die Auswertung der Daten zeigte, dass die meisten Männer nach der operativen Entfernung der Tumore genau wie die Frauen Chemotherapie und Strahlentherapie sowie Medikamente erhielten. Im Rahmen der Chemotherapie wurden bevorzugt Anthrazykline verabreicht. Eine Hormonbehandlung mit dem Wirkstoff Tamoxifen erhielten 77 Prozent der Männer. Diese Antihormonbehandlung, die das Tumorwachstum stoppen soll, ist zwar bei Frauen üblich, bei Männern aber noch kaum erforscht.
Bei 7 Prozent der Männer wurden Rezeptoren für HER2 gefunden. HER steht für Humaner (menschlicher) epidermaler (an der Zelloberfläche befindlicher) Wachstumsfaktorrezeptor. Dies sind Rezeptoren, die Wachstumssignale von (Krebs)zellen weiter an den Zellkern leiten. Bei Brustkrebs kann es zu einer solchen Häufung von HER2 kommen, dass sich diese Rezeptoren miteinander verbinden und Wachstumssignale an den Zellkern senden, die zu einer unkontrollierten Vermehrung von Krebszellen führt.
Bei Männern eher selten sind Triplenegative Mammakarzinome (TNBC). Das sind Tumore ohne Östrogen- und Progesteronrezeptoren und ohne die oben genannte Häufung - die sogenannte Überexpression - von HER2. TNBC sind therapeutisch schwierig in den Griff zu kriegen. Während nur 1 Prozent der Männer davon betroffen ist, liegt der Anteil bei Frauen bei bis zu 15 Prozent.
Ein weiterer Unterschied zwischen dem männlichen und dem weiblichen Brustkrebs sind die Androgenrezeptoren, die die meisten männlichen Mammakarzinome aufweisen. Somit könnten die Rezeptoren auf eine Androgendeprivation, wie sie in der Prostatakarzinomtherapie bereits eingesetzt wird, ansprechen. Untersuchungen hierzu stehen noch aus.
aktualisiert am 20.01.2015