Männer mit tiefer Stimme wirken auf Frauen offenbar hochattraktiv – und das hat für das weitere Verhalten bei der Partnersuche anscheinend erstaunliche Auswirkungen.
An der McMaster Universität in Ontario untersuchten Wissenschaftler die Wirkung der männlichen Stimmlage auf Frauen. Jillian O’Connor, Doktorandin in der Fakultät für Psychologie, Neurowissenschaft und Verhalten, leitete die Studie. Das Forscherteam ließ Frauen zunächst Männerstimmen per Band hören und befragte sie anschließend, ob sie den Sprecher für treu hielten. Weiter fragten sie, ob die Frau sich den Besitzer der Stimme als Partner nur für eine kurze Affäre oder eher für eine langfristige Beziehung vorstellen könnte. Männer mit einer tiefen Stimme wurden sehr viel öfter allenfalls für kurze Flirts ausgewählt. Allerdings ließ sich nicht feststellen, ob die Frauen dieses Urteil aufgrund von Erfahrungswerten oder rein „aus dem Bauch heraus“ abgaben.
Frauen, die vom Zusammenhang zwischen tiefer Stimme und Hang zur Untreue von vornherein überzeugt waren, reagierten auch entsprechend negativ auf die tiefen Test-Stimmen: Wer Männer mit Bass-Stimmen für Don Juans hielt, bevorzugte sie allenfalls für kurze Liebschaften – und mit „kurz“ waren im Test One-Night-Stands gemeint, jedoch keine längeren Beziehungen, auch nicht solche, die sich über mehrere Wochen und Monate hinziehen.
Frauen, die keinerlei Verbindung zwischen tiefer Stimme und Untreue sahen, konnten sich die Herren mit tiefer Stimmlage gut als langfristige Partner vorstellen. Die tiefe Stimme galt jedenfalls bei der Mehrzahl der befragen Frauen als Kennzeichen für stark ausgeprägte männliche Attribute. Waren diese allerdings von vornherein für die Frauen negativ mit einem typischen Macho-Image besetzt, hatte der betreffende Mann bei der Partnerwahl schlechte Karten.
Wer jetzt um seine Zukunftsaussichten fürchtet oder gar beginnt, den eigenen Partner der Untreue zu verdächtigen, dem sei gesagt, dass diese Studie nicht wirklich repräsentativ war. Die 87 befragten Frauen hörten auch keine echten, sondern digital verstellte Stimmen. Die Ergebnisse sagen daher nichts Entscheidendes über die tatsächliche partnerschaftliche Brauchbarkeit von Männern mit Bariton oder Bass aus. Das Wissen um die Magie der tiefen Stimme, die in gleicher Intensität auch auf viele andere Geschlechtsgenossinnen wirkt, macht einige Frauen dem Mann gegenüber misstrauisch. Ob das Misstrauen berechtigt ist, konnte bislang nicht schlüssig nachgewiesen oder widerlegt werden. Auch ob die ablehnende Haltung der Frauen ein weibliches Schutzverhalten aus Urzeiten ist oder ob sich hier lediglich geballte Vorurteile auswirken, blieb offen.
aktualisiert am 26.11.2013