Operationen an der Niere können bei unterschiedlichen Krankheiten notwendig werden, beispielsweise bei starker Nierenschädigung, bei einer Verletzung oder bei Tumoren. Häufig wird ein Teil der Niere entfernt (Nierenteilresektion), oder die ganze Niere wird herausgenommen (Nephrektomie).
Auch können Eingriffe am Nierenbecken (bei Nierensteinen) oder an den Nierengefäßen erforderlich werden. Viele Operationen der Niere müssen in einem offenen Schnitt vorgenommen werden, einige können durch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) erfolgen. Eine Nierentransplantation kann darüber hinaus erforderlich sein, wenn die Nierenleistung für den Körper nicht mehr ausreicht.
Nierenoperationen können aufgrund einer Erkrankung oder einer Verletzung erforderlich sein. Einen häufigen Operationsgrund stellen Tumore der Niere dar. Insbesondere für bösartige Tumore (Krebs) ist eine Entfernung die in den meisten Fällen durchgeführte Therapie. Der häufigste bösartige Nierentumor ist das Nierenzellkarzinom. Eine Krebsart der Niere, die praktisch nur bei Kindern vorkommt, ist der Wilms-Tumor.
Gutartige Wucherungen der Niere, darunter auch Nierenzysten (wassergefüllte Hohlräume), werden nur in bestimmten Fällen operiert. Sie werden entfernt, wenn sie durch Untersuchungen nicht von bösartigen Befunden abgrenzbar sind oder wenn sie selbst Komplikationen oder Beschwerden verursachen (Flankenschmerzen, Organverdrängung, Aufplatzen der Zyste). Solche Beschwerden sind aber sehr selten.
Eine Operation kann bei Fehllagen der Niere notwendig werden, beispielsweise einer Senkniere (Wanderniere). Fehlbildungen müssen bisweilen ebenfalls operiert werden, zu diesen gehören die Hufeisenniere, Nierenbecken-Fehlbildungen und Nierengefäß-Fehlbildungen.
Bei Entzündungen kann unter Umständen eine Operation notwendig werden. Das kann der Fall sein bei einer Nierenentzündung/Nierenbeckenentzündung mit der Folge einer Verteilung der Entzündung im Blut (Sepsis), außerdem bei einem Abszess (abgekapselter Entzündungshöhle) oder bei Nierentuberkulose.
Eingriffe können ebenfalls angezeigt sein bei einer hochgradigen Nierenarterienverengung (Nierenarterienstenose) oder einer Aussackung (Nierenarterienaneurysma).
Verletzungen der Niere mit schweren Folgen wie bei Gewebsrissen, Blutungen und Blutergüssen, Gefäßabrissen oder Austreten von Urin müssen durch eine Operation behandelt werden. Verletzungen können vor allem durch Sport-/Verkehrs-Unfälle, Stürze aus großer Höhe, durch stumpfe Gewalt, durch Schuss-/Stichverletzungen verursacht werden.
Ist die Nierenfunktion insgesamt hochgradig verschlechtert (Niereninsuffizienz) und keine Besserung zu erwarten, so ist eine Nierentransplantation als Operation notwendig. Umgekehrt ist unter gewissen Voraussetzungen eine Nierenspende möglich.
Abhängig von der Erkrankung und deren Ausprägung können unterschiedliche Arten von Nierenoperationen vorgenommen werden. Oft muss ein Teil der Niere oder die ganze Niere entfernt werden, in anderen Fällen geschehen Operationen zur Wiederherstellung des Organs, Eingriffe am Nierenbecken oder an den Blutgefäßen der Niere.
Die Entfernung einer kompletten Niere heißt in der Fachsprache Nephrektomie. Mit der Nephrektomie kann ein Tumor oft vollständig entfernt werden. Der Eingriff kann außerdem dazu dienen, eine infizierte oder zu stark geschädigte Niere, die Beschwerden verursacht, zu beseitigen. Meist erfolgt die Entfernung über einen größeren Hautschnitt, in der Regel an der Flanke. Inzwischen ist eine Nierenentfernung auch über eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) mit darauffolgendem Schnitt möglich. Diese Bauchspiegelung findet mit einem so genannten Endoskop statt, einem dünnen länglichen Gerät mit einer Kamera am Ende, die die Bilder aus dem Bauchinneren an einen Monitor sendet. Über andere Instrumente kann der Operateur den Eingriff durchführen. Um die Niere aber herausholen zu können, ist ein nachfolgender kleinerer Schnitt an der Haut notwendig. Dennoch ist diese Methode im Allgemeinen schonender als eine offene OP. Bei der Nephrektomie müssen die Nierengefäße fest abgeklemmt und zugenäht (ligiert) werden, ebenso die Harnleiter-Enden. Manchmal muss nicht nur die Niere selbst, sondern auch umgebendes Gewebe wie die Nebennieren, die Fettkapsel, bestimmte Lymphknoten oder Teile des Harnleiters entfernt werden.
Häufig genügt auch eine teilweise Entfernung der Niere, die Nierenteilresektion. Dabei wird nur der erkrankte beziehungsweise geschädigte Teil herausgetrennt - mit einem gewissen Abstand im Gesunden. Es kann je nach Befund ein keilförmiger Bereich, ein Nierenpol oder ein andersartiger Anteil der Niere sein. Das Schnittgewebe wird koaguliert (mit einem stromführenden Gerät zur Gerinnung gebracht), um kleinere Blutungen zu stoppen. Größere Gefäße oder tiefe Defekte werden vernäht.
Eine Nierenbeckenplastik ist eine Operation am Nierenbecken, um die Form des Nierenbeckens und damit die Funktion zu verbessern. Sie kommt beispielsweise bei Engstellen zum Einsatz. Oft wird ein Teil des Nierenbeckens und Harnleiters entfernt und die verbliebenen Anteile in besserer Position miteinander vernäht. Aus dem Nierenbecken können operativ auch Nierensteine herausgeholt werden.
Operationen an den Nierengefäßen (Nierenarterien, manchmal Nierenvenen) können ebenfalls vorgenommen werden. In Engstellen kann beispielsweise ein stabilisierendes Drahtgeflecht (Stent) eingesetzt werden, um die Arterie offen zu halten. Eine andere Möglichkeit ist der Bypass. Bypass bedeutet, dass ein Verbindungsgefäß gesetzt wird, z. B. zwischen Aorta (Hauptschlagader) und einem Anteil der Nierenarterie. Eine Aussackung (Aneurysma) der Nierenarterie wird oft entfernt, die Enden des Gefäßes werden durch Naht wieder miteinander verbunden.
Eine Wanderniere (Senkniere), die Symptome hervorruft, kann durch eine Operation an der Rückwand des Bauches befestigt werden (Nephropexie). Das geschieht in der Regel mit Nähten, so dass die Niere mit den Rückenmuskeln oder einer Rippe fest verbunden ist. Bei Fehlbildungen der Niere kann das Organ auf verschiedene Weise rekonstruiert werden.
Nierenverletzungen werden je nach den Auswirkungen behandelt. Oft ist eine Operation notwendig. Vorrang hat zunächst die Blutstillung, denn die inneren Blutungen können lebensgefährlich sein. Dann werden geschädigte Anteile wiederhergestellt (Rekonstruktion), gerissene Bereiche oft vernäht. Der Harnleiter muss gegebenenfalls genäht und von innen geschient werden. In manchen Fällen von schweren Verletzungen ist eine Nierenentfernung (Nephrektomie) unumgänglich. Ist die Funktion der Nieren sehr stark herabgesetzt, so ist eine regelmäßige Dialyse (Blutwäsche) und längerfristig eine Nierentransplantation notwendig. Bei der Transplantation wird eine gesunde Niere von einem Spender eingesetzt, um die Funktion zu übernehmen. Die Niere wird mit Blutgefäßen und mit dem Harnleiter verbunden. Meist kann die geschädigte Niere belassen werden. Die Transplantation geschieht in der Regel in einer Spezialklinik. Unter Umständen muss der Patient mehrere Jahre auf ein passendes Organ warten.
Vor der Nierenoperation ist die Nierenerkrankung zumeist gut bekannt. Zu den Untersuchungen gehören die Anamnese (Gespräch zwischen Arzt und Patient) und die körperliche Untersuchung mit Abtastung der Nierenregion. Wichtig sind bildgebende Verfahren, insbesondere Ultraschall, aber auch Röntgen (oft mit spezieller Darstellung) oder Computertomographie (CT) sowie manchmal Szintigraphie oder Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT).
Laboruntersuchungen (Analyse von Blut und Urin) haben eine Bedeutung, um beispielsweise die Nierenfunktion zu ermitteln. Vor einer Operation erfolgen auch allgemeine Untersuchungen der Gesundheit des Patienten wie beispielsweise Puls, Blutdruck, EKG (Elektrokardiogramm) oder Röntgen des Brustraumes (Thorax).
Falls der Patient Medikamente zur Blutgerinnung (z. B. ASS = Acetylsalicylsäure, Cumarine) einnimmt, müssen sie oft weggelassen werden. Dies entscheidet der Arzt. Vor einer Vollnarkose muss der Patient über einige Stunden nüchtern (ohne Essen und Trinken) bleiben. Über weitere Verhaltensmaßnahmen vor der Operation klärt der Arzt auf.
Viele Nierenoperationen erfolgen in Vollnarkose. Nach der Hautdesinfektion verschafft sich der Operateur über einen Hautschnitt einen Zugang zur Niere und legt sie, so weit wie nötig, frei. Dann führt er die erforderlichen Maßnahmen (z. B. Entfernung, Teilentfernung, Naht, Blutstillung, Eingriff am Nierenbecken) durch.
Im Anschluss an die eigentlichen Operationsmaßnahmen wird häufig eine Drainage gelegt, um überschüssige Flüssigkeit beziehungsweise Blut aufzunehmen. Schließlich kann das Gewebe und die Haut wieder vernäht werden und mit einem Verband versorgt werden.
Bei jeder Nierenoperation sind prinzipiell schwere Komplikationen möglich. Blutungen, Nachblutungen und Blutergüsse, auch in den Bauchraum, können entstehen. Verletzungen von Nachbarorganen wie Leber, Milz, Darm, Bauchspeicheldrüse, Harnleiter sowie Blutgefäßen oder Nerven sind möglich. Wird die „Lungenhaut" (Pleura, Brustfell) durchstoßen, so kann es zur Atemnot durch den so genannten Pneumothorax kommen. Eventuelle Infektionen durch Niereneingriffe können sehr schwerwiegend sein, vor allem im Körperinneren. An der eröffneten Haut kann es zu Wundheilungsstörungen und Narben kommen. Auch können bei den Operationen ein Nierenversagen und Gefäßkomplikationen wie Thrombosen oder Embolien (Gefäßverstopfungen) auftreten.
Nach Nierenoperationen sollten sich Patienten über eine bestimmte Zeit körperlich schonen. Meist ist es vorteilhaft, nach der Nierenoperation viel zu trinken. In vielen Fällen sind regelmäßige Nachuntersuchungen notwendig. Die diesbezüglichen Termine sollten gewissenhaft wahrgenommen werden. Sollten Besonderheiten bemerkt werden, die vielleicht auf Komplikationen hindeuten, so sollte sich der Patient zeitnah beim Arzt vorstellen.
Die Erfolgsaussichten sind abhängig von der Art, Ausprägung und Ausdehnung der Erkrankung. Außerdem gibt es einfache und schwierige Eingriffe. Daher lässt sich die Prognose nicht für alle Nierenoperationen verallgemeinern. Vielfach sind die Operationen erfolgreich, doch es kann auch zu Problemen und Komplikationen kommen. Tumore können nicht immer vollständig beseitigt werden. Es sollte aber bedacht werden, dass vor jeder Operation abgewägt wird, ob sie erforderlich ist. Wird eine Operation durchgeführt, so ist sie normalerweise die beste Behandlungsmöglichkeit.
Je nach der Erkrankung können andere Behandlungen erfolgreich sein. Dazu gehören unter anderem die Therapie mit Medikamenten oder die Dialyse (Blutwäsche).
Letzte Aktualisierung am 09.03.2021.