Unfruchtbarkeit oder Zeugungsunfähigkeit bedeutet bei Männern, dass sie keine Kinder bekommen können. Dabei kann bei Paaren die Unfruchtbarkeit genauso von der Frau ausgehen. Nach der Definition in der Medizin ist ein Paar unfruchtbar, wenn die Frau nicht schwanger wird, obwohl über ein Jahr regelmäßig Sex (über die Scheide und ohne Verhütungsmittel) praktiziert wird.
Ist ein Kinderwunsch vorhanden, so sollte in einem solchen Fall eine Abklärung der Unfruchtbarkeit erfolgen. In diese Untersuchungen müssen sowohl der Mann als auch die Frau mit einbezogen werden. Beim Mann ist neben der Befragung (Anamnese) und einfachen körperlichen Untersuchung vor allem eine Sperma-Untersuchung (Spermiogramm), ein Ultraschall und eine Blutentnahme zur Hormonbestimmung wichtig. Gegebenenfalls müssen weitergehende Untersuchungen erfolgen.
Eine Abklärung auf Unfruchtbarkeit lohnt sich, wenn ein Paar einen Kinderwunsch hat, aber trotz regelmäßigen Geschlechtsverkehrs bislang keine Kinder hervorgebracht hat. Wenn ohne Verhütung bei normalem Geschlechtsverkehr die Frau nach mehr als einem Jahr nicht schwanger wird, so gilt das Pärchen als unfruchtbar.
Die Chancen sind erheblich gesunken, ein Kind zu zeugen, ohne dass eine Untersuchung und Behandlung durchgeführt wird. In Deutschland sind geschätzte 15 bis 20 Prozent der Paare davon betroffen. Die Ursache der Unfruchtbarkeit kann beim Mann oder bei der Frau liegen. Dabei sind die Frauen bei etwa 40 bis 50 Prozent und die Männer bei 35 bis 40 Prozent der Fälle für die Kinderlosigkeit verantwortlich, bei 10 bis 20 Prozent ist die Ursache unklar. Es können auch beide Partner unfruchtbar sein (etwa 15 Prozent der Fälle).
Unfruchtbarkeit kann mit mehreren Begriffen bezeichnet werden: Zeugungsunfähigkeit, Sterilität, Impotenz, Infertilität. Die möglichen Gründe einer Unfruchtbarkeit beim Mann sind recht vielfältig. Häufig findet sich ein Sperma mit zu wenigen normalen, funktionstüchtigen Spermien oder in zu geringer Menge. Solche Spermienveränderungen können durch Gegebenheiten wie ein Hormon-Ungleichgewicht, zu großer Wärme im Hoden (z. B. bei Hoden-Krampfadern), einen bestehenden oder korrigierten Hodenhochstand oder durch Entzündungen entstehen. Zigarettenrauch, Alkohol und bestimmte Drogen wirken ebenfalls spermienschädigend.
Verlegte Samenwege können die Ursache der Unfruchtbarkeit sein. Bei nicht wenigen Männern liegt ein ganz anderes Problem vor, weshalb sie keinen normalen Geschlechtsverkehr ausüben können: eine Erektionsstörung. Diese ist häufig psychisch begründet, kann aber auch durch Krankheiten bedingt sein.
Bei Frauen sind die möglichen Gründe der Unfruchtbarkeit ebenso vielfältig. Die Frau muss in das Untersuchungsgespräch mit einbezogen werden und gleichermaßen eine umfangreiche Diagnostik bei einem dafür ausgebildeten Arzt (oft Gynäkologen) durchführen lassen.
Die Fruchtbarkeitsuntersuchung beginnt mit einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) zwischen dem Arzt und dem betroffenen Paar. Schon damit können mögliche Ursachen der Unfruchtbarkeit eingegrenzt werden. Der Arzt fragt nach möglichen Krankheiten. Er erkundigt sich über das Sexualleben, z. B. wie häufig der Geschlechtsakt ausgeübt wird und wie zufriedenstellend es für beide Partner ist. Die Untersuchten sollten wahrheitsgetreu antworten, auch wenn es ein sehr intimes Thema ist. Empfehlenswert ist ein Protokoll, das über ein halbes bis ein Jahr geführt wurde und nun dem Arzt vorgelegt werden kann. Ebenfalls gefragt wird nach den Lebensumständen, also ob ein Partner sehr gestresst ist, raucht oder regelmäßig zu viel Alkohol trinkt.
Daraufhin wird der Mann körperlich untersucht. Der Arzt schaut, ob etwas auf veränderte Hormonspiegel hindeutet. Er führt eine Tastuntersuchung der Geschlechtsorgane durch. Mittels Ultraschall können unter anderem die Hoden beurteilt werden und auch von der Größe her vermessen werden.
Ein oftmals zentraler Anteil der Fruchtbarkeitsdiagnostik ist die Untersuchung des Spermas (Spermiogramm). Der Mann muss dafür in ein Gefäß masturbieren, nachdem er für drei bis fünf Tage enthaltsam war. Das Probengefäß wird umgehend in ein Labor gebracht und dort untersucht. Das Sperma wird unter dem Mikroskop betrachtet. Dabei wird festgestellt, ob die Spermienanzahl normal ist, die Spermien sich bewegen und sie eine regelrechte Gestalt aufweisen. Wenigstens 20 Millionen Spermien auf einem Milliliter Samenflüssigkeit sollten vorhanden sein, was mit einer speziellen Zählmethode herausgefunden werden kann. Mindestens 25 Prozent der betrachteten Spermien sollten sich gut bewegen oder 50 Prozent sollten sich zumindest langsam bewegen. Nicht zu viele Spermien sollten eine stark abweichende Form haben. Unter dem Mikroskop lassen sich auch Auffälligkeiten wie Blutzellen oder Bakterien feststellen, was auf Krankheiten hindeutet. In einer Analyse wird zudem im Sperma der Gehalt an Substanzen wie Fructose (Fruchtzucker), Zink und Antikörper sowie der pH-Wert festgestellt. Veränderte Werte können auf verschiedene Ursachen hinweisen.
Auch wird im Rahmen der Abklärung Blut abgenommen, das ebenfalls im Labor analysiert wird. Durch die Blutprobe ist vor allem eine Messung von Hormonspiegeln möglich, doch auch andere Werte sind von Interesse. Zudem kann mittels einer Blutuntersuchung eine Analyse des Erbguts erfolgen.
Bei bestimmten Gegebenheiten kann es angebracht sein, eine Gewebeprobe aus dem Hoden zu entnehmen (Hodenbiopsie). Das Präparat wird dann im Labor untersucht, um weitere Ursachen der Unfruchtbarkeit nachweisen oder ausschließen zu können.
Erektionsprobleme (so genannte Potenzstörungen) können eine Rolle bei einer Kinderlosigkeit spielen, weshalb auch dahingehend Untersuchungen vorgenommen werden können. Dazu gehört beispielsweise die Messung, inwieweit der Penis bei Erregung steif wird.
Aus den vorliegenden Informationen durch die Untersuchungen zieht der Arzt den Schluss, welche Ursachen die Unfruchtbarkeit begründen. Dabei zieht er ebenso die Untersuchungsergebnisse mit ein, die bei der Frau herausgekommen sind. Anhand der Ursache beziehungsweise Diagnose wählt er die geeignete Behandlungsmethode aus.
In Betracht kommen eine Vielzahl von Behandlungsmethoden, die meist aber nur bei bestimmten Gegebenheiten auch sinnvoll sind. Oftmals helfen bereits einfache Maßnahmen, mit denen die Erfolgsaussichten einer Befruchtung erhöht werden können. Der Geschlechtsverkehr kann z. B. an einem zuvor ermittelten optimalen Zeitpunkt ausgeübt werden. Vertrauensvolle Gespräche mit dem Partner können eine gesunde Basis für den Kinderwunsch darstellen, ebenso wie Selbsthilfegruppen oder eine Beratung beim Psychologen. Auch können Entspannungsverfahren oder alternativmedizinische Methoden vorgenommen werden.
Bei einer eindeutigen Ursache muss natürlich diese angegangen werden, um die Fruchtbarkeit wiederherstellen zu können. In verschiedenen Fällen kann eine geeignete Hormonbehandlung den erhofften Erfolg beim Kinderwunsch bringen.
Um trotz Sterilität ein Kind zu zeugen, kann es notwendig werden, Spermien und Eizellen auf künstlichem Wege zusammenzubringen. Eine Insemination kann erfolgreich sein. Insemination bedeutet, dass Spermien in die Gebärmutter injiziert werden, damit sie dort auf eine Eizelle treffen und diese befruchten können. Eine In-Vitro-Fertilisation (IVF, künstliche Befruchtung) ist eine andere Methode der Befruchtung, die im Labor durch ein Zusammenführen von Sperma und Eizellen geschieht. Eine so gezeugte Frucht (Embryo) kann in die Gebärmutter gesetzt werden. Wenn das Sperma eine geringe Qualität aufweist, kann ein Spermium auch unmittelbar in eine Eizelle injiziert werden (ICSI = Intrazytoplasmatische Spermien-Injektion).
Manche Gegebenheiten erfordern es, Sperma aus dem Hoden (TESE) oder Nebenhoden (MESA) zu gewinnen, damit ein Kind gezeugt werden kann. Unter Umständen können weitere Arten von operativen Eingriffen angezeigt sein.
Auch ohne eine spezielle „Behandlung" können Paare in Betracht ziehen, ein Kind zu adoptieren, wenn sie selbst keine Nachkommen zeugen können.
Letzte Aktualisierung am 09.03.2021.