ESWL ist die Abkürzung für Extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie, also eine Zertrümmerung von Harnsteinen mit Stoßwellen von außen. Die Behandlung kann bei Steinen im Nierenbecken, im Harnleiter, der Harnblase oder der Harnröhre sinnvoll sein, ferner wird die ESWL bei Gallensteinen eingesetzt. Mit einem Gerät werden Stoßwellen erzeugt, die über das Gewebe bis auf den Stein geleitet werden und ihn damit zertrümmern. Durch Ultraschall oder Röntgen wird ständig die Lage des Steins kontrolliert. Die kleinen Fragmente gehen normalerweise von selbst mit dem Harn ab, meist werden mehrere Behandlungssitzungen benötigt. Im Allgemeinen zeigt die Stoßwellenbehandlung der Harnsteine gute Erfolge und weist in der Regel nur geringe Nebenwirkungen auf.
Harnsteine können mit Stoßwellen zertrümmert werden, wenn sie nicht zu groß sind. Der Richtwert ist ein Durchmesser von 2,5 Zentimetern, oberhalb welchem Harnsteine nicht mehr gut mit ESWL behandelbar sind. Gut zu orten und daher mit der ESWL zu erreichen sind Nierensteine und Harnleitersteine. Prinzipiell etwas schlechter geht es mit Blasensteinen und Harnröhrensteinen.
Harnsteine sind Auskristallisierungen von Substanzen, wenn diese im Urin in zu hoher Konzentration vorkommen, z. B. Calcium, Oxalat, Phosphat oder Harnsäure. Dies kann bei einigen krankhaften Zuständen geschehen, unter anderem bei Flüssigkeitsmangel, einseitiger Ernährung, Stoffwechselproblemen, Entzündungen oder Abflussbehinderung im Harntrakt. Calcium-Oxalat-Steine treten am häufigsten auf, daneben nicht selten auch Calcium-Phosphat-Steine und Harnsäuresteine.
Die Harnsteine können zu Problemen führen. Sie können den Harnweg verlegen und einen Aufstau von Urin bewirken. Das führt in der Regel zu einem aufgeweiteten Nierenbecken. Nierenkoliken (charakteristische, heftige, immer wiederkehrende Schmerzen) können durch die Steine verursacht werden. Auch können Entzündungen und schwere Nierenschäden entstehen.
Nicht nur Harnsteine, sondern auch Gallensteine sowie andere Erkrankungen außerhalb der Urologie können mittels Stoßwellen (ESWL) behandelt werden.
Das Gerät der ESWL (Extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie) sendet Stoßwellen aus, die so auf den Stein gerichtet werden, dass sie dort ihre größte Energie entfalten. Stoßwellen sind mechanische Impulse, die sich in Substanzen mit gleichem Wellenwiderstand (Impedanz) ohne größere Probleme ausbreiten können. Dies ist im Wasser, aus dem sie vom Stoßwellen-Gerät abgegeben werden, sowie im normalen Körpergewebe, das etwa den gleichen Stoßwellenwiderstand hat, möglich. Sobald die Wellen aber auf einen Harnstein treffen, der ganz anders als Wasser und Körpergewebe beschaffen ist, kommt es zu heftigen Kräften. Diese üben Druck und Zug auf den Stein aus, so dass er schließlich in kleine Einzelteile auseinanderbricht. Die kleinen Steinbruchstücke werden in der Folge mit dem Harn ausgespült.
Damit die Stoßwellenkräfte an der richtigen Stelle ankommen, läuft während der Behandlung ein Ultraschall oder auch eine Röntgendurchleuchtung mit. Bei einer Behandlung sendet das Gerät etwa 2000 bis 4000 Stoßwellen aus. Das ist ungefähr der Wert, oberhalb dem es zu Schäden im umliegenden Gewebe kommt. Da die Behandlung oft bei einem Mal nicht ausreicht, sind meist mehrere Sitzungen eingeplant.
Nach einem Arzt-Patienten-Gespräch, der Anamnese, wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Um die Harnsteine zu diagnostizieren und die Lage zu bestimmen, werden bildgebende Verfahren angewendet: Ultraschall, Röntgen oder manchmal auch Computertomographie (CT). Eine Blutprobe und eine Urinprobe werden im Labor analysiert. Der Harnabfluss muss vor der Behandlung sichergestellt sein, auch sollten keine Blutgerinnungsstörungen vorliegen. In manchen Fällen ist eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) angezeigt, um die Verhältnisse im Harntrakt zu beurteilen.
Für die Stoßwellen-Lithotripsie ist zumindest eine Ruhigstellung des Patienten mit geeigneten Arzneimitteln notwendig, es kann auch eine örtlich begrenzte Betäubung oder unter Umständen eine Narkose sinnvoll sein. Der Arzt wendet das ESWL-Gerät an und richtet es auf den zu zertrümmernden Stein, währenddessen erfolgt eine Kontrolle mit Ultraschall oder Röntgen. Auch kann eine Überwachung von Funktionen wie EKG (Elektrokardiogramm), Blutdruck sowie Sauerstoffgehalt des Blutes über einen Fingerclip sinnvoll sein. Die Behandlung dauert meist eine halbe bis eine Stunde, selten auch länger. Zertrümmerte Steine sollten von alleine mit dem Harn ausgeschieden werden. Gegebenenfalls müssen weitere Behandlungssitzungen vorgenommen werden, die in jeweils mehrtägigem Abstand durchgeführt werden. Bei bestimmten Vorkommnissen kann es zusätzlich zur ESWL-Behandlung notwendig, eine Blasenspiegelung (z. B. zur Entfernung größerer Bruchstücke) durchzuführen, eine Harnleiterschiene einzubringen oder weitere Maßnahmen vorzunehmen.
Die Stoßwellenbehandlung der Harnsteine gilt als verhältnismäßig komplikationsarm. Es kann zu Schmerzen kommen, die nach der Behandlung meist nicht stark sind und sich normalerweise spätestens nach einigen Wochen geben. Deutliche Blutungen und Entzündungen sind sehr selten. Wenn sich ein Stein oder ein Bruchteil davon an einer Stelle in den Harnwegen festsetzt, kann es zu einer Aufstauung von Harn kommen. Sollten zusätzliche Behandlungsmaßnahmen erfolgen, so kann es zu weiteren unterschiedlichen Komplikationen kommen.
In den meisten Fällen ist mit der Stoßwellenbehandlung (ESWL) eine schonende Lösung der Harnsteine möglich, die dann ohne Probleme über den Harn abgegeben werden. Ein Behandlungserfolg kann jedoch nicht garantiert werden, und Komplikationen sind möglich. Auch können sich wieder neue Harnsteine bilden. Eventuell muss eine Prophylaxe betrieben werden, z. B. mit einer günstigen Ernährung und mit Medikamenten.
Um Harnsteine zu beseitigen, können viele Behandlungsmethoden angewendet werden. Mit Medikamenten in Kombination mit einer hinreichenden Flüssigkeitsaufnahme können einige Harnsteine auch ohne weitere Maßnahmen abgehen. Steine aus Harnsäure können mit bestimmten Medikamenten aufgelöst werden (Chemolitholyse). Oftmals gelingt eine Steinentfernung über eine Blasenspiegelung mit Harnleiter-Nieren-Spiegelung (Zystoskopie, Uretero-Renoskopie). In anderen Fällen kann eine operative Entfernung der Harnsteine erforderlich werden. Meist erfolgt dies über eine spezielle Nadel mit optischem Instrument, die durch die Haut in die Niere eingestochen wird (Perkutane Nephrolitholapaxie, PNL) oder über eine Bauchspiegelung (Laparoskopie).
Letzte Aktualisierung am 09.03.2021.