Wenn in der Medizin von Krebs die Rede ist, sind bösartige Tumore gemeint. Es handelt sich um ernste Erkrankungen, bei denen Gewebe unkontrolliert wuchert und auch Tochtergeschwülste (Metastasen) absetzen kann. In der Urologie ist besonders der Prostatakrebs (Prostatakarzinom) bedeutsam, aber auch Blasenkrebs, Nierenkrebs und Hodenkrebs sind verhältnismäßig häufige Tumorerkrankungen. Daher ist es angebracht, etwas gegen die Erkrankungen zu tun, bevor es zu spät sein könnte. In diesem Rahmen gibt es zwei Begriffe, die oftmals verwechselt werden: Früherkennung und Vorsorge. Während Früherkennung Maßnahmen bezeichnet, mit der Krebs entdeckt werden kann, bedeutet Vorsorge, aktiv etwas gegen das Krebsrisiko zu unternehmen.
Im Prinzip wird jedem Menschen empfohlen, das Krebsrisiko zu reduzieren und Maßnahmen durchzuführen, mit denen eine Erkrankung frühzeitig erkannt werden kann. Ärztliche Früherkennungs-Untersuchungen sollten bei Männern in einem bestimmten Alter vorgenommen werden.
Die wichtigste ärztliche Früherkennungsuntersuchung in der Urologie ist diejenige auf Prostatakrebs. Die Prostata oder Vorsteherdrüse ist ein kastaniengroßes Organ, das unterhalb der Harnblase die Harnröhre umgibt. Die Prostata erzeugt ein Sekret, das einen flüssigen Bestandteil des Spermas darstellt. Prostatakrebs ist der häufigste bösartige Tumor bei Männern in Deutschland. Die Prostatakrebs-Früherkennung kann ab einem Alter von 45 Jahren erfolgen. Gab es bei Verwandten bereits einen Fall von Prostatakarzinom, findet die Früherkennung bereits ab 40 Lebensjahren statt. Die Untersuchungen finden jährlich statt, bei unauffälligen Befunden können auch Abstände von zwei bis vier Jahren ausreichen. Das letzte Mal werden die Untersuchungen bei 75-jährigen Männern durchgeführt, können aber auch noch später erfolgen.
Für Blasenkrebs und Nierenkrebs gibt es keine routinemäßige Früherkennung, aber jeder sollte auf mögliche Warnzeichen achten. Blasenkrebs und andere Tumore des Harntrakts können mit einigen Untersuchungen erkannt werden, die bei vorliegenden Risiken angewendet werden können. Die Blasenkrebs-Früherkennung wird unter anderem nach einem Prostatakarzinom durchgeführt, das durch Bestrahlung behandelt wurde, denn dies ist ein Risikofaktor für Krebs in der Umgebung.
Eine Hodenkrebs-Früherkennung wird jedem Mann ab 27 Jahren empfohlen, bei einem Auftreten in der Familie auch schon früher. Männer sollten sich wenigstens jedes halbe Jahr selbst untersuchen.
Eine Diagnose von ärztlicher Seite aus erfolgt immer auch dann, wenn Beschwerden oder Auffälligkeiten vorliegen, die bei solchen Tumoren auftreten können. Stellt ein Mensch solche Veränderungen an seinem Körper fest, sollte er sich zeitnah beim Arzt melden.
Eine Früherkennungsuntersuchung beim Arzt ist für Prostatakrebs und eingeschränkt auch für Blasenkrebs möglich. Die Selbstuntersuchung durch den Patienten ist vor allem zur Früherkennung von Hodenkrebs sinnvoll. Für alle Arten bösartiger Tumore gilt aber, dass Patienten auf verdächtige Symptome achten sollten.
Die Prostatakrebs-Früherkennung besteht im Wesentlichen aus der Fingeruntersuchung über den After und aus der PSA-Bestimmung. Außerdem gehört ein Untersuchungsgespräch dazu. Weiterführende Untersuchungen werden normalerweise erst bei verdächtigen Befunden vorgenommen.
Die Untersuchung über den After mit dem Finger heißt in der Fachsprache digital-rektale Untersuchung (abgekürzt DRU). Dazu zieht der Arzt einen Einmalhandschuh über und gibt etwas Gleitmittel (z. B. Vaseline) auf den Finger und den After. Dann führt er den Finger in den After ein und ertastet die Prostata. Auffälligkeiten wie Verhärtungen und Knoten können ertastet werden, welche ein Hinweis auf Krebs sein können. Bei der digital-rektalen Untersuchung empfinden einige Patienten ein starkes Schamgefühl, doch ist sie für die Prostatakrebs-Früherkennung wichtig.
Die PSA-Bestimmung ist die Messung des Wertes für prostata-spezifisches Antigen (PSA) im Blut. PSA ist ein Eiweiß aus der Prostata, das im Sperma und zum geringen Teil im Blut vorhanden ist. Als normal gilt ein Blutwert des PSA von 0 bis 4 Nanogramm pro Milliliter. Eine Blutentnahme zur Analyse im Labor ist notwendig, um das PSA zu kontrollieren. Über den Nutzen des PSA-Tests gibt es widersprüchliche Ergebnisse und Ansichten. Ein erhöhter PSA-Wert bedeutet keineswegs zwangsläufig, dass tatsächlich Prostatakrebs vorliegt. Auch andere Prostataerkrankungen und sogar Aktivitäten wie Geschlechtsverkehr oder Fahrradfahren können nämlich zu einem größeren PSA-Wert führen. Umgekehrt schließt auch ein Normalwert von PSA ein Prostatakarzinom nicht aus. Ein Großteil der Urologen empfiehlt allerdings den Test auf PSA, da die Untersuchung mit dem Finger allein bei weitem nicht ausreicht. Derzeit gilt die Kombination der beiden Methoden als die aussagekräftigste Möglichkeit, um mit etablierten Mitteln einen Prostatakrebs aufzudecken.
Die Kosten für die digital-rektale Untersuchung werden von der Krankenkasse übernommen, eine eventuelle Praxisgebühr fällt ebenfalls nicht an. Der PSA-Test als Früherkennungsmaßnahme ist vom Patienten selbst zu zahlen.
Eine weitere Methode ist die Ultraschalluntersuchung der Prostata mit einer Sonde über den After (TRUS = transrektaler Ultraschall). Da auch hiermit nicht alle Tumore aufgedeckt werden können, wird es eher zur späteren Diagnostik als zur Früherkennung eingesetzt.
Wenn die Ergebnisse der Früherkennung verdächtig sind, erfolgt als weiterführende Untersuchung unter anderem eine Probeentnahme von Gewebe aus der Prostata (Prostatabiopsie).
Die Blasenkrebs-Früherkennung ist keine routinemäßige Untersuchung. Die Blasenkrebs-Früherkennung kann mit einer Urinuntersuchung und mit einer Blasenspiegelung (Zystoskopie) geschehen. Die Urinuntersuchung auf Krebs im Harntrakt ist ein Test auf Blut im Urin sowie auf bestimmte Proteine. Die Blasenspiegelung (Zystoskopie) ist eine Untersuchung, bei der der Arzt mit einem rohr- oder schlauchartigen Instrument (Endoskop/Zystoskop) das Innere der Blase betrachtet. Die Blasenspiegelung erfolgt nach Betäubung der Harnröhre, in welche dann das Gerät eingeführt wird. Über eine Kamera wird das Bild des Blaseninneren auf einen Monitor übertragen und wird vom Arzt beurteilt. Auch können Gewebeproben entnommen und später auf Krebs untersucht werden.
Eine richtige Früherkennung für Nierenkrebs ist bisher noch nicht vollständig entwickelt worden. Eine neuartige Urinuntersuchung kann bestimmte Genveränderungen feststellen, die mit Nierenkrebs im Zusammenhang stehen. Das könnte möglicherweise ein Ansatz für eine zukünftige Nierenkrebs-Früherkennung sein.
Die Früherkennung von Hodenkrebs ist eine Abtastuntersuchung, die jeder Mann bei sich selbst durchführen sollte. Zunächst wird der Hoden betrachtet, am besten auch im Spiegel. Im gleichen Zuge sollte auch der Penis beurteilt werden. Dann erfühlt der Mann, ob an den Hoden eventuell Verdickungen, Verhärtungen, ungewöhnliche Schmerzen oder sonstige Auffälligkeiten zu bemerken sind. Der Nebenhoden, der dem Hoden an einer Seite aufliegt, sollte genauso beurteilt werden. Falls dem Mann etwas verdächtig vorkommt, sollte er einen Urologen aufsuchen.
Zusätzlich zu den speziellen Maßnahmen sollte jeder Mensch auf Anzeichen im Körper achten, die auf einen Krebs hinweisen können.
Viele äußere Faktoren können bestimmte Arten von bösartigen Tumoren begünstigen. Durch eine gesunde Lebensweise sollten Menschen diese Einflüsse möglichst gering halten. Unter anderem können die folgenden Faktoren das Risiko für Krebs im urologischen Bereich erhöhen:
Letzte Aktualisierung am 11.03.2021.